Grußwort der Bürgermeisterin der Stadt Erlangen Dr. Elisabeth Preuß ersteSeite

anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Philosophinnen – Liebhaberinnen der Weisheit“  07. März 2004

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Flemming, sehr geehrte Frau Dr. Stopczyk,

Im Namen unseres OB begrüße ich Sie herzlich zu dieser Ausstellungseröffnung. Gestatten Sie mir einige Gedanken zur Verbindung von Politik und Philosophie.

Nicht erst seit dem Buch „Wenn Du geredet hättest, Desdemona“ von Christiane Bruckner weiß die interessierte Öffentlichkeit, dass Frauen schon vor Alice Schwarzer Freundinnen der Erkenntnis, also Philosophinnen, waren (warum auch nicht, denn Frauen haben ja schon immer einen klugen und gesunden Menschenverstand).

Wahrscheinlich haben, angefangen in der Antike vom Mittelalter bis heute, Frauen schon immer viel stärker als uns bekannt und bewußt durch Gespräche, Gedanken und sicher auch Irritationen ihre Männer beraten, lassen Sie mich ruhig sagen geleitet.

Dass die Frauen sich selbst dabei manchmal in den Hintergrund stellen und den Mann im Glauben ließen, die holde Männlichkeit wäre von selbst auf die Lösung gekommen, spricht für die Diplomatiefähigkeit der Frauen.

Die Tatsache, dass Frau Dr. Hildegard Hamm-Brücher, gestatten Sie mir, diese grande Dame als Politphilosophin zu bezeichnen, vielleicht Bundespräsidentin hätte werden können, wenn nicht meine Partei – und dafür schäme ich mich heute noch – sie im Stich gelassen hätte, wäre nur die verdiente Folge der Leistungen vieler Frauen aus allen Epochen gewesen. Ein Staatsoberhaupt, so denke ich, muss immer neben staatsmännischen Qualitäten auch über fundiertes philosophisches Wissen verfügen. Wie sonst könnte ein Staatsoberhaupt über ehtische Fragen wie Präimplantations-Diagnostik fundiert und verantwortungsbewußt Stellung nehmen?

Dennoch: Blickt man um sich, so sieht man Frauen, die sich in schamlosen, peinlichen Talkshows prostituieren, die freiwillig durch Schlamm waten, die Biographien schreiben, nicht um der Erkenntnis sondern der Bloßstellung anderer wegen. Dies darf und soll uns aber nicht ablenken von den Leistungen von Frauen in allen Bereichen von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Die Quintessenz aus der Beobachtung der Welt um mich her ist für mich, dass wir Philosophinnen dringender brauchen denn je. Wir brauchen vor allem aber, dass die Gedanken und Worte der Philosophinnen in die Köpfe der Bevölkerung gebracht werden, nicht nur deshalb haben sich Philosophinnen in der Internationalen Assoziation von Philosophinnen e. V. eine imposante Plattform gegeben.

Hier wird von Philosophie für Kinder, Verantwortung für Natur und Leben bis beispielsweise zur europäischen Mystik ein weites Spektrum bearbeitet und an die Öffentlichkeit gebracht, in Symposien wie in Büchern.

Im Vorwort der Dokumentation einer der Jahrestagungen der Philosophinnen wird auf die „Verpflichtung und das Wagnis“ von Wissen und Forschung hingewiesen. Dies gilt natürlich für alle, insbesondere aber für Frauen. Zitat: „Sie können u. U. das Fehlende, Ausgelassene, Verdrängte und Verschwiegene, das Ungedachte und Unterdrückte in der Geschichte unserer Kultur aufspüren“ (Zitat Ende).

Ich möchte letzteres noch ausweiten: nicht nur in der Geschichte unserer Kultur sondern in der Geschichte und der Kultur.

Frauen denken oft anders, sehen aus einem anderen, zusätzlichen Blickwinkel auf Probleme.

Dies ist keine Wertung, sondern eine Ergänzung, eine notwendige, wertvolle, ja unerlässliche Ergänzung zum Forschen der Philosophen. So hat, jüngst im Redoutensaal, Heinrich von Pierer gesagt, er wünscht sich und braucht mehr Frauen in Führungspositionen, da seine Erfahrung die ist, dass ein Problem, wenn es von weiblichen und männlichen Mitarbeitern umdacht, diskutiert und weiterentwickelt wird, die Lösung stimmiger, weil in allen Facetten bedacht ist.

Wir wissen jedoch alle, dass – je höher die Etagen in Wissenschaft und Wirtschaft – die Frauen immer spärlicher vertreten sind. Es sind Ausstellungen wie diejenige über Frauengeschichte in MFr, oder diese hier, die Schritte in die richtige Richtung sind und den Beweis antreten, dass Frau sich nicht verstecken braucht, nicht verstecken darf.

Wir müssen dazu den Frauen, allen Menschen, insbesondere aber Schülern und Studenten Raum zum Denken geben. Ich hatte das große Glück am städtischen Marie-Therese-Gymnasium einen Grundkurs Philosophie belegen zu können, wovon ich heute noch zehre.

Ich wünsche der Ausstellung regen Zuspruch und danke den Macherinnen für die überzeugende Konzeption.