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NEUGIERIG: Sie haben mit Federn geschrieben und dafür "Federn gelassen". So könnte man den Feder-Denk-Leib interpretieren. Dorothea Höck, Studienleiterin der Ev. Akademie, weiß als Mitveranstalterin darüber noch mehr zu berichten.     TA -Foto: R. EHRLICH

 

"Nein danke, ich denke selber"

Ungewöhnliche Ausstellung porträtiert 30 Philosophinnen / Vorträge und Gespräche

Schade wäre es, wenn Vorbehalte als Hemmschwelle wirken würden: Philosophinnen — kein Alltagsthema, so für zwischendurch? Aber genau dazu lädt der Ausstellungsort in der Stadtteilbibliothek Berliner Platz 1 ein. Der Versuch lohnt. Vom 5. bis 27. Oktober werden hier 30 Lebensporträts ungewöhnlicher Frauen von der Antike bis Gegenwart gezeigt. Von Philosophinnen wie Aspasia von Milet (ca. 470-410 v. Ch.), Hildegard von Bingen (1098-1179), Rosa Luxemburg (1871-1919), Annegret Stopczyk (geb. 1956). Letztere gestaltete die, besondere Ausstellung zum Frauenfriihling Berlin 2000 über Mystikerinnen, Romantikerinnen, Schriftstellerinnen und Politikerinnen mit. Diese ist, in Erfurt erstmals in den neuen Ländern zu sehen.

Gedanken darlegen, diskutieren, analysieren, akzeptieren —ist auch philosophieren. Nichts Mystisches, nichts Abstraktes. Alltagskommunikation? Wie es Annegret Stopczyk als Buchtitel formulierte. "Nein danke, ich denke selbst" — dürfte es vielen Jugendlichen, aber auch Frauen aus dem Herzen gesprochen sein. So sollten sie sich auch vom vielseitigen Erfurter Begleitprogramm besonders angesprochen fühlen . Da gibt es eine Buchausstellung mit Werken der ausgestellten Philosophinnen. Wobei Monika Schulz, Leiterin der Stadtteil-bibliothek, verblüfft resümierte, dass von den scheinbar Vergessenen erstaunlich viel Literatur im Bestand zu finden war. Thematisch zusammengeführt ergeben sich Einblicke in Aussagen, Ansichten und Biografien.

Heute 19.30 Uhr zur Ausstellungseröffnung wird Annegret Stopczyk aus Stuttgart erwartet. Morgen 10.30 Uhr gibt es in der Bibliothek einen öffentlichen Vortrag der Weimarer Kunstwissenschaftlerin Dr. Ulrike Müller über das Wechselspiel von Macht und Gewalt sowie ein Hannah-Arendt-Wochenendseminar mit dem Jugendverein philoSophia, der Ev. Akademie Thüringen und unterstützt von der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen. Jugendliche sind am 11. und 12. Oktober zu einer Ausstellungsdebatte speziell zur Geschlechterproblematik mit Fritjof Reinhardt (Bad~Berka) eingeladen sowie am 24. Oktoher mit Simone de Beauvoir nach dem Motto "Auge um Auge". Neugierige erfahren am 10. Oktober was es zwischen..,,Suppenwürze und Seelenbalsam" noch so gibt. Und am 26. Oktober heißt es: Frauen denken anders. Welch‘ Bereicherung.                                                                                                                 Iris PELNY