PHILOSOPHINNEN LIEBHABERINNEN DER WEISHEIT

Aus: Dokumentation "Lieber Flügel statt Zügel" Frauengleichstellungsstelle Pankow Berlin 2000erste Seite

Vermutet haben wir es schon immer. Mit dieser Ausstellung bekamen wir Gewissheit: Nicht nur Männer, auch Frauen haben einen beträchtlichen Anteil an der Entwicklung der Philosophie. Lust am Denken war von jeher genauso eine weibliche Angelegenheit. Auch Frauen haben schon immer über den Zustand der Welt nachgedacht, ihn in Frage gestellt und ihre Sicht darauf entwickelt. Seit der Antike lehrten sie, standen in regem Austausch mit berühmten Denkern wie Sokrates und Voltaire. Doch wie anderswo haben sich auch in der Philosophie vor allem die männlichen Vertreter einen Platz in der Wissenschaftsgeschichte gesichert. Eine exemplarische Auswahl der "Liehhaberinnen der Weisheit" vermittelte eine Ausstellung im Rathaus Pankow. Jede der 28 Tafeln über die Frauen von der Antike bis in die Gegenwart ist künstlerisch anspruchsvoll gestaltet mit Kurzbiografie, Philosophierichtung und Zitaten der Denkerinnen. Einen visuellen Eindruck vermitteln Gemälde, Radierungen oder in Stein festgehaltene Darstellungen, so von Sappho, Aspasia von Milet und Mechthild von Magdeburg. Fotos des halbwüchsigen Mädchens und der reifen Philosophin bieten interessante Vergleiche bei den Jüngeren. wie bei Rosa Mayreder. Sozialphilosophin aus Österreich, Helene Stöcker, Hannah Arendt und Rosa Luxemburg. ..Frauen sollten sich die Lust am SelbstDenken nicht durch vorgeschriebene Meinungen und schon gar nicht durch die von männlichen Denkern vertretene Trennung von Verstand und Gefühlen verderben lassen", so die Philosophin Annegret Stopczyk zur Ausstellungseröffnung. Diese Trennung sei maßgeblich für das vorherrschende einseitige und eindimensionale Denken. Zur "Ermunterung" erhielten die Gäste ein Kärtchen mit einem Zitat bekannter Denkerinnen und eine Feder. Diese gilt seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen als Symbol der Weisheit. in Deutschland ist Frau Holle die Weisheitsgöttin Helia. Sie schüttelt im Winter die Betten aus und die Federn der Weisheit fallen auf die Erde, um den Winter als Jahreszeit der inneren Einkehr und Selbstklärung zu feiern. Weit mehr philosophische Denkerinnen sollten noch Eingang finden in diese Ausstellung, die als Wanderausstellung konzipiert ist. Entstanden ist diese bundesweit erste Exposition von Philosophinnen übrigens im Rahmen des Berliner Frauenfrühlings 2000 in Kooperation mit den Initiatorinnen des Frauenfrühlings, der Volkshochschule Friedrichshain und den Philosophinnen Annegret Stopczyk, Marit Rullmann und Franziska Martinsen sowie den Künstlerinnen Gisela KurkhausMüller und Birgit Cauer.

KW.